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Verres als Frauenschänder

Tyrannentopik und Voyeurismus in Ciceros Rhetorik

Stephan Freund


Seiten 413 - 437



Cicero charakterisiert Verres als ‚expugnator pudicitiae‘. Als Belege für diesen Vorwurf lassen sich der versuchte Übergriff auf die Tochter des Philodamus in Lampsakos, der freilich scheitert, und die Liebesaffären mit Chelido, Callidama, Pipa, Tertia und Nice, auf die sich die Frauen zum eigenen Vorteil einlassen, benennen. Eine nähere Untersuchung dieser Passagen zeigt: Cicero überformt die Darstellung unter Anwendung historiographischer Tyrannentopoi und nutzt diese zur negativen Charakterisierung des Angeklagten sowie für die eigentlichen Anklagepunkte, insbesondere den Amtsmissbrauch. Zudem gestaltet er die Frauenepisoden als rhetorische ‚lumina‘, die er in wichtige Anklagekomplexe einfügt, und hält so durch erotische Pointen und narrative Glanzstücke, die mit Skandallust und Voyeurismus des Lesers spielen, dessen Aufmerksamkeit wach.

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