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Die Kunst, sein Publikum einzuschläfern

Erzähltechnik und Mythenallegorese in Merkurs Geschichte von Pan und Syrinx (Ov. met. 1,689–712)

Hans Bernsdorff


Pages 535 - 547



Die Erzählung des Merkur über Pan und Syrinx in Ovids erstem Metamorphosenbuch wechselt nach der ersten Hälfte von der direkten in die indirekte Rede. Als Grund dafür erweist sich später, dass der Zuhörer Argos eingeschlafen ist und Merkur den zweiten, in indirekter Rede wiedergegebenen Teil nicht erzählt. Diese Technik dient nicht nur, wie bereits früher beobachtet, der Spannungssteigerung und der poetologischen Reflexion, sondern spielt auch auf eine allegorische Deutung der Hermesgestalt an, nach welcher der Gott als himmlischer Bote den λόγος προφορικός (‚äußere Sprache‘), als Unterweltsgeleiter den λόγος ἐνδιάθετος (‚innere Sprache‘) repräsentiert. Die Einbeziehung der allegorisierenden Interpretation fand Ovid als traditionelles Element der Homeradaptation vor, innerhalb der Metamorphosen trägt es freilich auch zum philosophisch-didaktischen Charakter des Werkes bei.

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