- Jahrgang 121 (2014)
- Vol. 121 (2014)
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- Ausgabe 4
- Nr. 4
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- Seiten 355 - 373
- pp. 355 - 373
Die Magie des Wortes
Thema und Variationen in den poetischen Einlagen Petron, Sat. 134–135
Seiten 355 - 373
Die zwei Gedichte in Sat. 134–135 illuminieren die beiden zentralen Themen der Episode, Gastfreundschaft und Magie. Gedicht eins, eine subversive Hommage an Kallimachos und Ovid, funktioniert auf zwei Ebenen, der subjektiven des Ich-Erzählers und der objektiven von Autor und Leser. Indem Encolpius seine Begegnung mit Oenothea unter dem Stichwort heroischer "xenía" verbucht, erhöht er seine Gastgeberin zur Hekale (und sich selbst zu einem zweiten Theseus). Doch der Kontrast zwischen dem topischen Idyll der Verse und Encolpius’ Erlebnissen im Quartier der Hexe entzaubert das Ideal der "xenía". Ähnliches gilt für das zweite Gedicht, das an den magischen Diskurs der Augusteer anknüpft und mit den kollektiven Ängsten des Publikums spielt, zugleich aber den Allmachtsanspruch der Hexen untergräbt.