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Zivilisation, Recht und Gewalt in Ciceros Pro Sestio

Jan Dreßler


Pages 109 - 132



Die Kulturentstehungslehre in Ciceros Verteidigungsrede für Sestius hat die Forschung wegen ihrer knappen und topischen Form bisher wenig interessiert. Doch zeigt sich hier exemplarisch ein wesentliches Merkmal solcher antiken Lehren: Die (weitgehend fiktiven) Rekonstruktionen, wie Recht und politische Gemeinschaften ursprünglich entstanden seien, waren zugleich ein Mittel der Reflexion über die eigene Gegenwart und eigneten sich damit auch als Argument in aktuellen politischen Diskursen. Zivilisation, so Cicero, bedeute die Einhegung der Gewalt durch die Etablierung des Rechts. Wenn nun dessen Geltung durch die Popularen immer weiter unterminiert werde, sei das gleichsam ein latenter Zivilisationsbruch, der nicht nur Optimaten wie Sestius, Milo oder ihn selbst, sondern die res publica insgesamt und damit letztlich jedes geordnete Zusammenleben in der Gemeinschaft bedrohe.

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