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Wozu Polydorus (Verg. Aen. 3,13–68)?

Überlegungen zu einer Episode im Netzwerk von Geschichten

Ludwig Fladerer


Pages 457 - 480



Vergils Wahl der Polydorusepisode (Aen. 3,13–68) als Einstieg in das dritte Buch ist in der Vergilexegese wegen des Motivs der blutenden Speere und des sprechenden Grabes hinsichtlich Funktion und Qualität schon lange umstritten. Der vorliegende Artikel wird basierend auf Hardies Beobachtungen zur epischen Technik der Inversion zeigen, dass a) Vergil durch Wortwahl und Motivik mit Polydorus an das zweite Buch anknüpft und von dort her Aeneas’ Handeln am Grab des trojanischen Prinzen erklärt, dass b) die Polydorusepisode das Verständnis des zentralen Teils des dritten Buches, nämlich Aeneas’ Begegnung mit Andromache determiniert und dass c) Vergil bei der Ausgestaltung des Polydorusmythos Themen und Motive aus dem 2. Buch seiner Georgica aufgreift: Demnach ist der eigentliche Held im historischen Prozess der Entstehung Roms keine individuelle Gestalt, sondern Italien, der einzige Boden, auf dem ‚labor‘ Aussicht auf Erfolg hat.

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