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Die syntaktische Konzeption der „Ausführliche[n] Grammatik der Lateinischen Sprache“ von Raphael Kühner (1878–1879)

Roland Hoffmann


Seiten 145 - 183



Im Jahre 2016, kurz nachdem der erste Band einer neuen lateinischen Syntax erschienen ist, die unter anderem auch beabsichtigt, eine Satzlehre wie den ‚Kühner-Stegmann‘ zu ersetzen,1 ist es nicht unangebracht, die „Ausführliche Grammatik der Lateinischen Sprache“ von Raphael Kühner daraufhin zu untersuchen, ob sie eine stringente syntaktische Konzeption hat oder ob sie, wie ihr oft vorgeworfen wurde, kaum mehr als eine Materialsammlung sei. Dieser Artikel kommt zu einem positiven Ergebnis. Er zeigt auf, inwieweit Kühner, der Mitglied des „Frankfurter Gelehrten-Vereins für deutsche Sprache“ war, syntaktische Konzepte von dessen führenden Vertretern K. F. Becker und S. H. A. Herling in seine lateinische Satzlehre einarbeitete. Dabei werden auch andere Schriften Kühners berücksichtigt, und es wird die Frage erörtert, ob Kühner der Erste war, der Beckers Ansatz auf die altsprachliche Grammatik anwandte. Durch einen Vergleich mit einer wissenschaftlichen Syntax des Lateinischen aus der Zeit kurz vor dem Erscheinen der „Ausführlichen Grammatik der Lateinischen Sprache“ wird das Charakteristische von Kühners syntaktischer Konzeption noch deutlicher. Die Auswertung einer zeitgenössischen Rezension zeigt, dass Kühners Einbeziehung einer anderen Syntaxtheorie auch auf Kritik stieß, die zwar zu Modifikationen in späteren Fassungen, jedoch nicht zum völligen Verzicht auf diese Syntaxtheorie führte.

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