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Vergils Staatsmann

Kreation eines Mnemotops durch den Leser

Wolfgang Polleichtner


Pages 17 - 40



Die Programmatik des Staatsmanngleichnisses hat man schon lange betont. Dieser Beitrag stellt heraus, dass man diesen ungenannten Staatsmann als Platzhalter für einen vom Leser auszusuchenden Staatsmann verstehen sollte, der durch seine Parallele zur architektonischen Gestaltung Roms und der Provinzstädte durch Statuen mit ähnlicher Pose den Leser automatisch zur unmittelbaren Identifikation mit der Idee der zu gründenden Stadt und ihres Reiches veranlasst. Der Leser wird damit durch seine eigene Arbeit am Gedächtnis eines oder mehrerer Staatsmänner zu einem individuell aktiven Mitgestalter seiner eigenen römischen Gegenwart, kollektiven Vergangenheitsdeutung und Zukunftsaussicht. Vergil akzeptiert den Leser damit in seiner narrativen, ekphrastischen Arbeit an einem plastischen Kunstwerk sozusagen als Mitschöpfer der Überräumlichkeit und Überzeitlichkeit Roms.

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