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Neros letzter Auftritt

Der Tod eines Kaisers als literarische Inszenierung

Isabelle Künzer


Seiten 521 - 536



Es gilt als unstrittig, dass Kaiser Nero eine besondere Vorliebe für das Dasein eines Künstlers, Wagenlenkers und Schauspielers besaß. Immer mehr soll es den Kaiser im Verlaufe seiner Herrschaft mit seiner Leidenschaft in die Öffentlichkeit gezogen haben. Gerade Neros Todesgeschichte wurde bislang in der Regel jedoch nicht im Einklang mit den vom letzten Herrscher der iulisch-claudischen Dynastie präferierten Rollen betrachtet. Dieser interpretatorische Zugang verspricht allerdings, ein besonderes Licht auf die literarische Gestaltung der letzten Episode in Neros Leben zu werfen. Es soll gezeigt werden, dass die antiken Autoren das kaiserliche Selbstverständnis als Künstler und Wettkämpfer geschickt nutzten, um die Todesgeschichte des letzten Angehörigen der iulisch-claudischen Dynastie in Analogie mit dem Selbstbild des Herrschers zu inszenieren. Ein Kaiser, der zeitlebens Künstler sein wollte, erlebte somit just bei seinem Tode sozusagen seinen letzten Auftritt.

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