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Ballistas Grabepigramm zwischen Kreativität und Tradition

Gedanken zur römischen Gedichtkultur

Peter Kruschwitz


Pages 147 - 166



Antike Viten berichten, dass der erste dichterische Versuch Vergils ein Epigramm auf seinen Lehrer Ballista gewesen sei. Ballista, des Nachts als Straßenräuber tätig, sei gesteinigt worden, was seinen bis dahin eher unscheinbaren Schüler dazu veranlasst habe, den Zwischenfall in poetischer Form zu verarbeiten. Der Text des Ballista-Epigramms ist dekontextualisert auch in weiteren Anthologien überliefert, und es existiert eine Anzahl antiker Inschriften, die auf diesen Text mehr oder weniger explizit Bezug zu nehmen scheinen. Aufbauend auf einer Analyse des Epigrammtexts selbst, aber auch durch den Vergleich mit den epigraphischen Parallelen soll gezeigt werden, wie in immer stärkerem Maß pseudobiographische und interpretatorischen Informationen in den Überlieferungskontext der Viten eingeflossen sind (und woher einige der besonders weitreichenden Interpretationen auch jenseits des Wortlautes stammen mögen). Dies mündet schließlich in Überlegungen zur römischen Dichtungskultur allgemein, in welcher die literarische Tradition nur eine von vielen Facetten darstellte.

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