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Genial daneben?

Überlegungen zu Eumolpus’ Troiae Halosis

Claudia Schindler


Pages 167 - 190



Der Dichter Encolpius ist unter den schillernden Figuren in Petrons Satyrica eine der schillerndsten. An den Proben seiner Verskunst, die Petronius in seine Satyrica einlegt, entzündete sich eine heftige Debatte über Eumolps poetische Fähigkeiten: Handelt es sich um ‚schlechte‘ Dichtung? Oder sind Eumolps Gedichte geniale Elaborate, die nur der schlechte Zeitgeschmack nicht zu goutieren weiß? Der Beitrag nimmt das erste Werk in den Blick, mit dem sich Eumolp seinen inner- und außertextlichen Rezipienten im öffentlichen Raum einer Gemäldegalerie vorstellt: die Troiae Halosis, die vor allem die Laokoon-Episode fokussiert, und dessen Darbietung die Galerie-Besucher mit Steinwürfen quittieren. Eine genaue Lektüre des Textes zeigt, dass diese Steinwürfe mit der Qualität des Textes nichts zu tun haben, und dass dieser keinesfalls so defizitär ist, wie die ältere Forschung zum Teil angenommen hat. Vielmehr ist die Troiae Halosis als Ekphrasis eines Gemäldes konstruiert, das die innertextlichen Besucher der zuvor beschriebenen Gemäldegalerie betrachten; wie der Text zeigte dieses Gemälde offenbar verschiedene Szenen aus dem zweiten Buch der Aeneis auf einer tabula. Die episodenhafte Machart des Textes erklärt sich daraus, dass dieser zum Teil die Episodenhaftigkeit des anderen Mediums ‚Gemälde‘ nachzuahmen versucht. Es handelt sich bei der Troiae Halosis somit um ein experimentelles Stück Literatur, das mit intermedialen Text-Bild-Relationen ganz bewusst spielt.

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