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Antike im Rathaus

Die Antikenbilder im Greifswalder Ratssaal und ihre sehr deutsche Rezeption

Kai Brodersen


Pages 159 - 178



Das Bildprogramm im Greifswalder Ratssaal von 1749 zeugt vom großen Selbstbewusstsein einer kleinen Stadt, die nicht den Landesherrn und keine christlichen Motive, sondern Szenen aus dem Alten Testament und aus der griechischen und römischen Geschichte wählt und so einen Tugendkatalog für Ratsherren aufstellt, den eine lateinische Inschrift ergänzt. Im 20. Jh. werden Bilder und Inschrift missliebig: 1939 sollen sie, als „Judenbilder“ diffamiert, durch ein „Führerbild“ ersetzt werden. 1951 werden sie als „kirchlich“ gedeutet und entfernt, 1960 gelten die doch wieder angebrachten Bilder erneut als „ideologisch untragbar“ und sollen übermalt werden, doch rettet die Übersetzung der Inschrift auch die Bilder. Der Umgang mit ihnen zeigt exemplarisch die Rezeption der Antike im öffentlichen Raum einer deutschen Kleinstadt.

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