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Brief, Satire und Epigramm

Literarische Traditionen und narrative Strategien in Epist. 1,11 des Sidonius Apollinaris

Margot Neger


Seiten 361 - 388



Der in diesem Beitrag analysierte Brief 1,11 des Sidonius Apollinaris schliest einerseits das erste Buch der Briefe ab und eroffnet andererseits jene Serie von Prosabriefen, in die der Epistolograph Gedichte verschiedenen Umfangs integriert. Epist. 1,11 bietet eine langere Narration uber eine Verssatire, die in der Regierungszeit Kaiser Maiorians (461 n. Chr.) zirkulierte und Sidonius zugeschrieben wurde. Sie schildert, wie es Sidonius durch die Komposition eines Stegreifepigramms beim Gastmahl des Kaisers gelang, die Anschuldigungen zu widerlegen. Im Gegensatz zur Verssatire, die Sidonius angeblich nicht verfasst haben will, steht der Brief selbst, der sich als Prosasatire auf Sidonius’ Gegner Paeonius interpretieren lasst. Sowohl durch direktes Zitat als auch indirekte Anspielungen rekurriert Sidonius dabei insbesondere auf das zweite Satirenbuch des Horaz, dessen poetologische Reflexionen er in den narrativen Kontext des Briefes transformiert. Daruber hinaus enthalt Epist. 1,11 auch Anklange an die Tradition der menippeischen Satire sowie des satirischen Epigramms. Schlieslich gehoren auch die Briefe des jungeren Plinius, in denen dieser M. Aquilius Regulus verspottet oder von seiner Rede De Helvidi ultione berichtet, zu den Pratexten, auf die Sidonius’ epistolare Narration rekurriert.

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