Skip to content

‚satis est meminisse priorum‘

Zur Funktion der Totenbeschwörung in Stat. Theb. 4,406–645

Bernhard Söllradl


Pages 17 - 43



Wie mehrere jüngere Untersuchungen nahelegen, besteht die Funktion der von Tiresias und Manto vollführten Totenbeschwörung im vierten Buch der Thebais nicht darin, auf Figurenebene einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Die Funktion der Stelle scheint daher auf anderen Ebenen zu finden zu sein. Dieser Beitrag arbeitet heraus, dass die poetologisch bedeutsame und mit vielen intertextuellen Bezügen (besonders zu früheren epischen Totenbegegnungen und zu Senecas Oedipus) angereicherte Szene der Veranschaulichung eines zentralen Themas der Thebais dient: des Wiederholungskreislaufes des thebanischen ‚nefas‘, das sich seit dem Spartenkampf bei der Stadtgründung in jeder Generation erneuert. Trotz der düsteren Grundstimmung der Stelle werden aber auch die vorsichtig optimistischen Töne der Schlussbücher in dezenter Weise vorweggenommen, sodass die Nekromantie als ‚mise en abyme‘ Tendenzen des Werkganzen abzubilden scheint.

Share


Export Citation