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‚Erstgeborener, Zweigestaltiger, dreimal Geborener‘

Epitheta in den Orphischen Hymnen zwischen Deskriptivität, Allusivität und Narrativität

Lukas Spielhofer


Seiten 431 - 452



Der literarische Wert der Orphischen Hymnen, einer Sammlung kleinasiatischer Kulttexte des 2. bzw. 3. Jh. n. Chr., wurde in der Forschung im Vergleich mit den bekannteren homerischen oder kallimacheischen Hymnen oft geringgeschätzt. Das liegt wohl nicht zuletzt an ihrer eigentümlichen Struktur, welche die umfangreichen erzählenden Passagen hymnischer Texte mit einer parataktischen Aneinanderreihung verschiedener Epitheta zur Bezeichnung der angerufenen Gottheit ersetzt. Wie im Beitrag nachgewiesen wird, zeugt dies jedoch nicht vom fehlenden literarischen Können des bzw. der Verfasser(s); vielmehr scheinen die Beiwörter in den Hymnen zugleich deskriptiv, allusiv und narrativ wirksam zu werden und lassen das Publikum dadurch bestimmte Episoden aus dem Mythos der jeweiligen Gottheit in nuce erleben. Durch die Bewertung, welche Epitheta in welchem Kontext zur Erzählung beitragen, wird dieses aktiv in die Bedeutungskonstruktion der Hymnen eingebunden.

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